Auf einem sonnigen, mit fruchtbarem Lössboden bedeckten Südhang über der Enz liegen in der Flur „Weileräcker” die baulichen Überreste des römischen Gutshofes. Schon der Flurname „Weiler = Villa” deutet auf die römische Fundstelle hin, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt ist.
Ursprünglich bestand der Gutshof neben Wohngebäude und Bad noch aus mehreren Wirtschaftsgebäuden wie Scheunen und Ställe, die der Kontrolle wegen alle unterhalb des Wohngebäudes lagen. Das gesamte Areal war von Mauer oder Hecke umgeben, um die eigenen Tiere zu schützen.
Der erste Hinweis
Bereits 1891 wurde in den Weileräckern im Bereich des heutigen Friedhofs ein römisches Relieffragment gefunden. Die Darstellung zeigt, wie Aktaion auf der Jagd die Göttin Diana beim Baden überrascht, woraufhin sie ihn in einen Hirsch verwandelt und er von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird. Weiter mit Wissen
Auf der Urflurkarte von 1830 weist der Verlauf der Flurlinien auf die Umhegung des Gutshofes hin. Der Bereich, in dem die Flurlinien versetzt sind, wurde wohl erst später in die Flureinteilung aufgenommen. Ein länglicher Rechteckblock ist aus der Flureinteilung komplett herausgenommen. Offensichtlich war er zum Pflügen zu steinig und verbirgt ein zerfallenes Stallgebäude des Gutshofes. Das Relief der Diana fand man fast unten an der Straße.
Das Wohngebäude
Bei der Anlage des heutigen Wohngebietes 1957/58 rettete Louis Geiger, der damalige Bürgermeister, die Überreste des Hauptgebäudes. Mit 42 m Länge und 25m Breite, turmartigen Eckrisaliten und einer offenen Säulenhalle (portikus) auf der nach Süden gerichteten Frontseite sowie dahinterliegender Halle und Wohnräumen, gehört das Gebäude, dessen Grundriss erhalten ist,zu den typischen Vertretern der Risalitvilla in unserem Raum.
Die Säulenhalle
Eine Treppe führte meist vom Weg direkt zum Haupteingang in der Säulenhalle. Sie schloss die Villa nach Süden mit einem guten Ausblick ins Enztal ab. Sie lag über dem Keller und anstelle des jetzigen Wohnhauses. Hier verwahrte man auch Wertgegenstände in angeketteten, verschlossenen Truhen. Einige der Säulen stürzten in den darunter liegenden Keller, als das Gebäude zerfiel.
Die Eckrisalite
In den beiden Eckrisaliten, sie schließen die Säulenhalle rechts und links ab, sind meist Speise- und Wohnraum. Neben dem Bad sind nur sie mit einer Hypokaustheizung versehen. Die Schlafräume blieben unbeheizt. Heute liegen über Säulenhalle und den beiden Eckrisaliten drei Einfamilienhäuser mit einer Länge von 42 m.
Keller
Der 4,2 m breite und ursprünglich 13,6 m lange Keller lag unter dem Westteil der Säulenhalle. Seine aus Muschelkalkquadern gesetzten Wände waren mit rotem Fugenstrich verziert. In der West- und Nordwand befinden sich drei überwölbte Wandnischen mit konisch zugeschnittenem Bogen zum Abstellen von Lampen, möglicherweise auch von kleinen Götterfiguren. In der Südwand ist eine trapezförmig eingeschnittene Fensternische ohne Fensterglas eingebaut. Ein runder Steintisch sorgte für mäusesichere Aufbewahrung von Lebensmittel.
Halle
Als Wirtschaftstrakt liegt sie im Anschluss an die Säulenhalle. Backofen, Herd, sowie der Zugang für Wagen und Keller waren hier untergebracht. Ein Großteil von ihr liegt heute unter der Weilerstraße. Im archäologischen Befund unterscheidet sich die Halle vom offenen Innenhof nur durch die Wandstärke, Unterlegsteine für Holzpfosten und vorhandene Dachziegel. Der Fund vieler Ziegel sind Hinweise für eine überdachte Halle.
Badetrakt
Im Nordwesten der Halle weisen Säulchen einer Hypokaustanlage auf die Unterfußbodenheizung eines Bades hin. Entweder war das Bad ins Wohngebäude integriert wie hier, oder es war ein separates Gebäude. Das Bad besaß zumindest Auskleide- und Warmbaderaum mit dem Wasserbecken. Nach der Arbeit wärmten sich die Bewohner hier auf, aßen und spielten. Holzpantoffeln verhinderten, dass sie sich die Füße auf dem Boden verbrannten. Denn die Wärme des Feuers – außerhalb des Gebäudes – strömte durch die Säulchen unter dem Boden und in die Tonröhren (tubuli) in der Wand.
Zweiter Keller
Unter Haus Weilerstraße 11 liegt ein zweiter gemauerter Keller von 5,3 auf 6,4 m Größe mit weißem Kalkverputz und Lichtschacht in der Westwand und Eingang im Norden. Der Kellerboden war mit Kohle bedeckt, die untersten Steinschichten der Mauer rot gebrannt, wohl von einem Brand. Quader aus Stubensandstein, einer mit Türzapfen, stammen vom Rahmen der Kellertüre. Ein 14 cm tief ausgehöhlter Säulenstumpf mit Basis lag ebenfalls im Keller. Das darüber liegende Gebäude war wohl aus Holzfachwerk. Zwei unterkellerte Gebäude sind etwas Besonderes.
Funde
Reste von farbigem Wandverputz, sowie Teile von Glasgefäßen und Fensterglas belegen die hochwertige Ausstattung der Wohnräume. Im Keller fand man vom Steintisch die Basis mit Säulenschaft und ein Fragmente der Tischplatte sowie Bruchstücke von Säulen von der Säulenhalle darüber. Scherben von Gebrauchsgeschirr wie Kochtöpfe, Schüsseln, Schalen und Teller, aber auch Sigillata, hochwertiges, rotgebranntes Geschirr, das die Anlage ins 2./3. Jahrhundert n. Chr. datiert, konnten geborgen werden.
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